Laugavegur – von Landmannalaugar nach Hrafntinnusker

Die erste Etappe des Laugavegur führt von Landmannalaugar stetig bergan. Über malerische Rhyolitberge, vorbei an heißen Quellen, saftig grünem Moos und über Schneefelder geht es bis auf die Passhöhe nach Hraftntinnusker

 

1. Etappe Kopie

Streckenlänge: 11 Kilometer

Höhenmeter: 820 hm

GPX-Daten zum Download

 

 

Der Morgen des Aufbruchs. Nach der Nachricht von gestern bin ich noch etwas neben mir. Ich habe es realisiert klar, aber ich schiebe es irgendwie weg. In eine Ecke im Hinterkopf. Decke es zu mit den letzten Vorbereitungen vor dem Start. Zelt abbauen. Kocher auspacken, frühstücken. Nochmal auf die Karte schauen. Aber wirklich vergessen kann ich Annefleur nicht. Sie läuft mit. Nicht immer sichtbar, aber doch merklich. Basti hat später mal gesagt, dass ich irgendwie gehemmter war. Wie mit angezogener Handbremse. Kommt irgendwie hin. Normalerweise bin ich konditionell auch etwas fitter, aber auf dem Laugavegur ist es umgekehrt. Er schlappt pfeifend voraus, gibt den Ton an und ich lasse mich leiten…

Wir kommen relativ zeitig weg und steigen hinter der Hütte wieder den uns schon bekannten weg ins Lavafeld hinauf. Dann geht es steil die Flanke des Vulkans Brennisteinsalda empor, durch dampfende und stinkende Wolken von austretenden Schwefelgasen kommen wir dem Berg immer näher. Aus der eher runden Bergflanke, die in allen möglichen Farben von gelb über rot zu grünlichem Grau alles bereithält, sticht der ehemalige Vulkanschlot wie ein.. naja.. wie ein Phallus.. heraus.

Der Weg führt östlich des Gipfels weiter, aber wir stellen unsere Rucksäcke erstmal ab und gehen die paar zusätzlichen Höhenmeter bis zum Gipfel hinauf.

Tipp: Mach auf jeden Fall noch den kleinen Abstecher zum Gipfel der Brennisteinsalda. Von dort hast du einen einmaligen Blick zurück nach Landmannalaugar.

Der Ausblick lohnt sich. Wir haben einen wunderbaren Blick zurück über die dampfenden Schwefelwolken, das Lavafeld und sehen bis in die Ebene, wo sich irgendwo die Hütte und der Campingplatz von Landmannalaugar befinden müssen.

Dann steigen wir wieder ab, schultern unsere Rucksäcke und geben einem Pärchen, das gerade den Berg herauf kommt den Tipp, auch noch kurz auf dem Gipfel vorbei zu schauen. Dann stapfen wir weiter, immer leicht bergan.

Zur Orientierung sind auf dem Weg immer wieder Holzpfosten aufgestellt und auch große, aufgeschichtete Steintürmchen weisen den Weg. Bei guter Sicht ist die Navigation kein Problem. Ist es aber neblig, sind diese Wegmarkierungen unerlässlich. Das ist übrigens auch der Grund, warum in Island das “Steinmännchen”-bauen nicht gerne gesehen ist: Die Steinmännchen dienen seit jeher als Orientierungspunkte und sind kulturell wichtige Landmarken. Wenn nun jeder anfängt, überall Steinmännchen zu bauen, gehen diese Orientierungspunkte verloren.

IMG_6642

Wegweiser und Mahnmal zugleich. Erst im letzten Sommer starb hier ein Wanderer an Unterkühlung. Unterschätze also nie das Wetter und pack ordentliche Kleidung ein

Die erste Etappe ist gleich zu Beginn eine erste Konditionsprobe. Mit über 15 kg auf dem Rücken werden auch eher gemächliche 11 Kilometer und 820 Höhenmeter zu einer Tagesaufgabe. Zumal man für Rast und etliche Fotostops noch zusätzliche Zeit einplanen sollte.

Je höher wir kommen, desto karger wird die Landschaft. Bis weit in den Sommer hinein halten sich Schneefelder, es gibt weniger Moose und eine eher raue Steinlandschaft überwiegt. Wirklich langweilig wird die Landschaft aber nie. Ganz im Gegenteil. Ich kann mich an den Formen, den unterschiedlichen Farben des Gesteins und den immer wechselnden Lichtstimmungen nicht satt sehen.

Kurz vor dem Etappenziel müssen wir noch einmal ein größeres Schneefeld überqueren bevor es die letzten Höhenmeter bis auf die Passhöhe geht. Von hier sehen wir zum ersten Mal unter uns die Hütte von Hrafntinnusker liegen.

IMG_6644

Das letzte große Schneefeld vor der Passhöhe

IMG_6757

Die Hütte kurz unterhalb der Passhöhe

 

Die Umgebung ist von Vulkansand und Obsidian geprägt. Auf der Passhöhe pfeift eigentlich immer ein ganz ordentlich Wind. Darum sind die Zeltplätze auch immer von Steinmauern umgeben. Dann fegt der Wind über einen hinweg und die Nacht kann ruhig verlaufen.

IMG_6680

Unser Zelt in der Abendstimmung. Da wir als eine der Ersten ankamen, konnten wir uns den Platz mit der höchsten Mauer und dem meisten Platz sichern

Nach dem Aufbauen des Zelts, auspacken der Isomatte und des Schlafsacks und einer ersten stärkenden Mahlzeit machen wir uns dann noch auf zu einer kleinen Zusatzwanderung. Direkt an der Hütte startet ein Wanderweg zu einer Eishöhle, die wir uns noch anschauen wollen. Die Höhle ist zwar schon vor ein paar Jahren eingestürzt, aber sie ist immer noch eindrucksvoll und die Umgebung sowie die Aussicht auf jeden Fall die 4 Kilometer mehr wert. Wenn du also noch nicht ganz fix und alle bist und das Wetter passt, empfehle ich dir die Wanderung zur Eishöhle auf alle Fälle.

Hier findest du die GPX-Daten der Wanderung zur Eishöhle

 

IMG_6695

Obsidian – auch Gesteinsglas genannt – ist ein ständiger Begleiter durch das Hochland von Island. Die Bruchkante ist so glatt, dass man sich locker darin spiegeln kann

Hier geht das Abenteuer weiter

Hier gehts zurück nach Landmannalaugar