Bergfest – heute ist schon Halbzeit unseres Abeuteuers Laugavegur. Wir sind eingegroovt und haben Spaß am Leben in der Wildnis. Heute wartet eine lange Etappe durch eine Sandwüste sowie eine spektakuläre Flussdurchquerung auf uns.
Streckenlänge: 12,3 km
Höhenmeter: 260 hm
Das Zusammenpacken klappt immer besser und wir kommen schnell los. Gestern Abend kamen noch die Jungs am Zelt vorbei, diesmal angezogen. Auch mit ihnen verstanden wir uns gut und halfen deshalb auch gerne mit unserem Kartenmaterial aus. Sie wollen heute eine alternative Route ausprobieren und zuerst am See entlang gehen um später von Norden her wieder auf den Hauptweg zu stoßen. Ohne Karte und Kompass eher keine gute Idee. Deshalb waren sie auch sehr dankbar, dass sie unsere Karte haben konnten. Wir selbst machen uns an diesem Morgen zuerst Richtung Osten auf den Weg und laufen einen kleinen Bogen vom See weg. Schon nach kurzer Zeit wartet dann der erste Fluss. Hier kommen wir nicht mit Balancieren rüber, also ziehen wir uns die Schuhe und Socken aus und schlüpfen in die extra mitgebrachten Watschuhe. Das Wasser ist flach aber eisig. Die Strömung spült einem die schwarzen Sandkörner um die Füße und bis man am anderen Ufer ist, hat man wirklich Eisklötze. Drüben setzten wir uns ins Moos, rubbeln unsere Füße trocken und schlüpfen zurück in die Wanderschuhe.
Tipp: Du solltest darauf achten, wirklich penibel deine Füße trocken und vor Allem sauber zu reiben. Wenn sich Sandkörner zwischen Fuß und Socke festsetzen, hast du in kürzester Zeit eine Blase und der Rest der Wanderung ist kein Vergnügen mehr.
Ich habe kaum wieder die Schuhe an, da breitet sich auch schon diese wohlige Wärme in den Beinen aus und es fängt an zu kribbeln. Erfrischt setzen wir unseren Weg fort, vorbei an der Hütte Hvanngil des Isländischen Wandervereins. Wenn die Hütte am Álftavatn belegt ist, kann man hier hin ausweichen.
Der Weg schlängelt sich weiter durch offenes Gelände, erstarrte Lavaströme säumen ihn. Von Weitem sehe ich den nächsten Fluss. Größer diesmal, tiefer und mit stärkerer Strömung. Eine geführte Wandergruppe steht davor, macht sich nervös fertig für die Querung und erhält letzte Instruktionen von ihrer Führerin. Wir laufen wieder etwas dem Fluss entlang und suchen eine gute Stelle zum Übersetzen. Anscheinend sehen wir erfahren und kompetent aus, denn die Führerin kommt auf uns zu und fragt, wo wir queren würden. Ich zeige auf eine Stelle nicht weit von hier. Über die gesamte Flussbreite stehen kleine Wellen regelmäßig verteilt im Wasser. Das bedeutet zwar eine höhere Fließgeschwindigkeit, dafür allerdings flacher als an Stellen ohne diese stehenden Wellen. Je höher einem das Wasser reicht, desto mehr Angriffsfläche bietet man und desto schwieriger ist es, gegen die Strömung anzukommen.
Am besten quert man seitlich mit Blickrichtung Fluss aufwärts und macht langsame, tastende Seitschritte. Wenn man Trekkingstöcke dabei hat, eignen sie sich natürlich sehr gut für extra Stabilität.
Ich packe also alle technischen Geräte wie Foto und Handy in einen wasserdichten Packsack und ziehe mich bis auf die Unterhose aus. Das Wasser steht teilweise so hoch, dass ich nicht Gefahr laufen möchte, meine Hose zu tränken. Die würde ich bis zum Schluss nicht mehr richtig trocken bekommen.
Das Wasser ist tatsächlich deutlich tiefer aber genauso verdammt kalt wie im letzten Bach. Die Strecke bis zum anderen Ufer zieht sich und als ich endlich drüben bin, schmerzen mir die Beine vor Kälte. Trotzdem hat es auch richtig Laune gemacht. Schließlich sind wir ja auch wegen dem Abenteuer hier!
Nach dem Fluss beginnt die lange, karge Sandwüste, die wir durchgequeren müssen. Glücklicherweise ist der Wind nicht besonders stark. Ab und zu fegen Windhosen über die Ebene, aber wenigstens fegt er uns nicht permanent die Sandkörner ins Gesicht. Bei schlechterem Wetter und Gegenwind wird diese Etappe gerne zur Härteprobe für Mensch und Material, wenn die Sandkörner in jede Ritze dringen und an den Klamotten wir Sandpapier schmirgeln. Zeitweise verläuft der Weg entlang einer Allradpiste bevor er kurz vor Emstrur wieder abbiegt und zu einem Wanderpfad wird. Dabei hat man die ganze Zeit über den Berg Botnar im Blick, der sich majestätisch über die Ebene erhebt.
Im Schutz eines großen Felsens wollen wir Pause machen. Als wir näher kommen sehe ich, dass Birgit und Ulv wohl die selbe Idee hatten und sich im Windschatten in einer Kuhle schon niedergelassen haben. Ich frage ob wir dazu sitzen dürfen und die Beiden nicken herzlich. Wir kommen ist Gespräch, lachen miteinander, fachsimpeln über Ausrüstung und tauschen uns aus. Es braucht lange, bis wir uns aufraffen können, weiter zu laufen.
Diese Etappe zieht sich. Ich merke meine Schultern. An meinem Trekkingrucksack lockert sich immer wieder der Hüftgurt, sodass die Last immer mehr an meinen Schultern zieht. Da merkt man dann eben doch die Qualität des Materials. Basti ist mit seinem Rucksack vollauf zufrieden. Er hat ihn im Fachhandel gekauft und längere Zeit mit Gewichten bestückt Probe getragen. Meinen habe ich mir schon 2005 für die damalige Australienreise mehr als Reisetasche gekauft und bisher nie für richtiges Trekking genutzt.
Tipp: Trage deinen Rucksack vor dem Kauf längere Zeit zur Probe im Fachgeschäft und lass ihn dafür auch mit so viel Gewicht bestücken, wie du später auch dabei haben wirst.
Endlich kommt der Berg näher und auch meine Uhr zeigt mir an, dass es nicht mehr weit sein kann. Ich habe extra die GPS-Positionen jeder Hütte vor der Reise im Speicher abgelegt, um im Notfall oder bei schlechter Sicht trotzdem navigieren zu können. Das ist natürlich sehr nützlich und motiviert zudem, denn gleich um die nächste Ecke müsste die Hütte eigentlich in Sicht kommen.
Und tatsächlich, die Uhr ist wirklich verdammt genau. Bis auf ein paar Meter führt sie mich sicher ans Ziel. Bekannte Gesichter sind schon da, heute ist der Zeltplatz schon recht voll. Trotzdem ergattern wir uns wieder einen super Platz, mit fließend Wasser sozusagen, denn mitten durch den Zeltplatz führt wieder ein kleines Bächlein.
Nach dem Aufbau des Zeltes und dem Abendessen machen wir uns dann nochmal auf den Weg. Eigentlich würden meine Füße eher die waagrechte Position auf der Isomatte bevorzugen, aber ganz in der Nähe gibt es eine Schlucht, die wir uns unbedingt noch anschauen wollen.
Die Schlucht Markarfljótsgljúfur ist wirklich atemberaubend schön und wenn du noch ein wenig Körner übrig hast, dann empfehle ich dir den Ausflug wärmstend! Zuerst geht es wieder ein kleines Stück auf dem Weg zurück, den wir gekommen sind, bevor der Weg nach links abbiegt. Von dort kann man dann eigentlich immer dem Plateaurand folgen und hat bald viele abwechslungsreiche Blicke in die Schlucht.
Zurück in Emstrur setzen wir uns noch vors Zelt und quatschen mit unseren Nachbarn. Dieser Platz ist deutlich kommunikativer, denn alle Stellflächen konzentrieren sich auf Terrassen entlang des Bächleins und so kommen wir recht spät in die Kojen.
Trackbacks/Pingbacks