Wie ich zu einem Kanu komme? Sprichwörtlich wie die Jungfrau zum Kind. Ich hatte viel auf meiner Bucketlist: Wandern in Nepal, mit dem Zelt durch Island, Astrofotografie in den Alpen. Aber Kanufahren? Hatte ich jetzt eher nicht so auf dem Schirm. Das soll nicht heißen, dass ich es langweilig finde, bisher habe ich mir schlichtweg einfach keine Gedanken darüber gemacht.
Das änderte sich dann ziemlich plötzlich, als Basti eines Tages vor mir stand und sagte: „3er oder 4er Kanu?“ Ich glaube ich hab ziemlich blöd geschaut und nur „Wäh?!“ rausgebracht.
Basti war mit Kumpels Kanufahren auf der Brenz bei Heidenheim und irgendwie hatte ein Freund eines Freundes gebrauchte Kanus von einem Erlebnispädagogik-Camp übrig. Da würden wir für ein Appel und ein Ei ein Kanu herbekommen,meinte er. Ich war erst skeptisch, aber hey, warum nicht! Man muss Gelegenheiten erkennen und ergreifen wenn sich welche bieten. Die Kanus seine schon älter und natürlich mit Gebrauchsspuren. Auch das war nicht schlimm. Wir haben beide keine linken Hände und ich freute mich auf ein gemeinsames Projekt mit meinem Bruder.
Also machte Basti den Deal klar und fuhr mit unserem Auto los, das Kanu zu holen. Richtige Vorstellungen von der Größe machte ich mir nicht. Als dann das riesen rote Ding um die Ecke bog, darunter lächerlich klein unser Familienkombi, war ich doch etwas platt. Sooo groß hatte ich es mir nicht vorgestellt. Und es hatte auch wirklich einige Gebrauchsspuren. Alle Schrauben waren verrostet, an den Sitzbänken blätterte der Lack ab, die Bespannung der Sitze war ausgeblichen und die Bootsunterseite dürftig mit GFK geflickt. Irgendwo schienen auch Löcher zu sein, durch die das Wasser reinkam. So viel zur ersten Bestandsaufnahme. Es wartete tatsächlich eine Menge Arbeit. Dazu hatte ich keine Ahnung, wie man so ein Kanu flickt.
Egal, erstmal auf den Teich damit! Wenn man schon einen Tümpel vor der Haustüre hat, dann wird die neue Errungenschaft auch direkt zu Wasser gelassen!
Erster Eindruck auf dem Wasser: Tatsächlich war das Kanu an ein paar Stellen undicht, aber nicht so schlimm wie befürchtet. Dafür liegt das Kanu bombig im Wasser und ist quasi nicht aus der Ruhe zu bringen. Wir schafften es sogar aufzustehen und im Boot aneinander vorbei die Plätze zu tauschen! Wir haben mittlerweile das Modell gegoogelt: Ein Old Town Kanoe, Discovery 17. Ein wirklich sehr schönes Kanu, sehr breit und mit einer möglichen Zuladung, dass man damit 14 Tage inklusive Hausrat durch die Wildnis paddeln könnte.
So ein schönes Kanu von einer solchen Traditionsmarke verdient einen zweiten Frühling und eine liebevolle Restaurantion, fanden wir. Also wurde folgender Plan entwickelt und nach und nach umgesetzt:
- zuerst wurden die Schwimmkörper entfernt und mit dem Dampfstrahler gereinigt.
- alle Schrauben am Boot wurden entfernt und durch Edelstahlschrauben ersetzt
- mit PE-Sticks, die hier erhältlich sind, und einem Gasschweißgerät wurden die Löcher geflickt
- Die Holzsitze sowie die Holzstege wurden ausgebaut und durch neue aus Eichenholz ersetzt. Das Holz wurde mit Zapfen und speziellem Leim verbunden, die Teile anschließend in 4 Schichten mit Bootslack versiegelt.
- Die Sitze wurden mit neuen Gurten bespannt. Die Gurte habe ich hier bestellt.
- Als Krönung haben wir Plaketten entworfen, die zum einen das originale Logo von Old Town zeigt und zum anderen den ehemaligen Aufklebern am Bug nachempfunden sind. Die Plaketten ließen wir dann in der Kunstgießerei nach unseren Wünschen anfertigen und montierten sie als Sahnehäubchen zum Schluss ans Kanu.
Nachfolgend findest du die Restauration in Bildern:
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