Der Mai in Island ist wie Lotterie spielen. Es kann ziemlich in die Hose gehen, man kann aber auch richtig Glück haben. Und naja, was soll ich sagen. Wir hatten saumäßiges Glück! Die Woche verwöhnte uns mit extrem gutem Wetter und es begann schon überall zu blühen.
Gut, zwei Wochen später und der gesamte Süden wäre wohl ein Blütenmeer aus blaulila Lupinen gewesen. Aber wir wollen mal nicht meckern. Schließlich waren schon einige dieser Blumen zu sehen und vor allem an den Südhängen und den südlichen Straßenböschungen waren sie recht weit. Ich hatte da die gesamte Zeit ein Bild im Kopf. Lupinen im Vordergrund, eine Sehenswürdigkeit von Island im Hintgergrund. Vielleicht die Kirche von Vik? Vielleicht den Skogafoss?
Carmen und ich fuhren also auf der Ringstraße vom Seljalandsfoss in Richtung Skogafoss und ich wurde schon recht hibbelig. Die Lupinen, sie waren da! Und es schien gerade im Süden und im Gebiet um Skogar schon einige zu haben. Vor dem Abzweig zum Skogafoss erstreckte sich dann auch ein schönes Lupinenfeld und ich war schon halb aus dem Auto bevor Carmen richtig anhalten konnte.
Doch wir waren nicht allein: An der besten Stelle standen schon zwei Jungs mit ihren Stativen und den Kameras im Anschlag. Im Näherkommen sah ich dann relativ schnell, dass die Jungs recht professionell unterwegs waren. Großes 400 mm Tele, dick wie ein Kanonenrohr, massive Stative und für absolut verwacklungsfreie Fotos die Fernauslöser bereit.
Etwas eingeschüchtert stapfte ich auf sie zu und traute mich fast nicht mein “normales” 100-400mm Tele auszupacken. Das sah daneben aus wie ein Spielzeug. Egal, ich ging in die Offensive und quatschte die Jungs direkt mal an. Freundlich sahen sie ja zumindest aus. “Wow, thats a lens!” sagte ich. Wir kamen auf Englisch etwas schleppend ins Gespräch bis ich merkte, dass wir eigentlich auch gut auf Deutsch weitermachen konnten. Es waren zwei Deutsche: Lars und Stefan. Und noch witziger: Wir konnten auch im vertrauten Dialekt kommunizieren: Schwäbisch. Wie ist die Welt doch klein! Es stellte sich heraus, dass Lars gebürtig ca. 35 km von meiner Heimatstadt kommt und Stefan jetzt keine 15 km entfernt wohnt!
Ab da war das Eis schnell gebrochen und wir unterhielten uns prächtig. Die beiden Jungs, waren rein zum Fotografieren in Island, standen immer gegen 15:00 Uhr auf, gingen dann auf geeignete Motivsuche und fotografierten anschließend im besten Licht am Abend und die gesamte Nacht durch. Gegen 7:00 Uhr, wenn die normalen Touristen wach werden gingen sie wieder ins Bett. Wow! Richtig cool. Sie nahmen sich wirklich Zeit fürs Motiv, erkundeten viel und sahen dabei Orte, an denen der normale Touri vorbeirast.
Im letzten Artikel habe ich mich über die ganzen Fototouristen beschwert, die mit ihren Smartphones bis an den Rand der Klippen balancieren, Moos niedertrampeln und wild drauflos knipsen. DAS ist genau das Gegenteil und ein tolles Beispiel dafür, wie Fotografie sogar helfen kann, tiefer in die Natur und ein Land einzutauchen. Man setzt sich mit dem Motiv auseinander. Wie setzte ich es perfekt in Szene? Wie bekomme ich das beste Licht? Von wo aus fotografiere ich? Die Jungs strahlten eine Ruhe aus, die in einem krassen Kontrast zu den hektischen “Ichmusssovielwiemöglichvonderlisteabhakentouristen” stand. Sehr erfrischend, sehr angenehm.
Die Ergenisse von Lars und Stefan könnt ihr hier bewundern:
Stefan Christmann – Nature in Focus
Da sie die Route ziemlich entgegengesetzt zu uns machten, konnten wir noch ein paar Tipps zu Latrabjarg geben und ich zeigte ihnen die Bilder von den Papageitauchern und Seeschwalben, die ich bisher gemacht hatte. Stefan gab mir noch seine Karte und wir verabredeten uns auf eine mögliche Fototour in der Heimat. Ich denke da kann ich noch Einiges lernen!
Nebenher machte ich dann auch mein Equipment startklar und suchte mir eine passende Stelle. Das war eigentlich nicht schwierig, denn am besten Spot standen schon die zwei Stative der Jungs. Ich stellte also meins daneben und begann zu fotografieren:
Ich spielte etwas mit der Tiefenschärfe und den Belichtungszeiten. Legte einmal den Fokus auf die Lupinen und versuchte dann wieder, den Skogafoss in seiner Gesamtheit zu zeigen.
Welches nun mein Favorit ist? Das kann ich nicht sagen. Welches Foto gefällt denn dir am besten?
Go play outside! – Fabian
Hey Fabi,
hab gerade erst gesehen, dass du diesen coolen Artikel geschrieben hast. Echt lustig, wie man quasi nebeneinander wohnt, sich aber dann 4000km weit weg erst über den Weg läuft.
Wir haben tatsächlich unser Bild vom Skogafoss früh morgens gegen 3.00 Uhr noch einmal gemacht, da uns immer wieder Touristen ins Bild gelaufen sind. Das war früh morgens dann nicht mehr der Fall.
Vielen Dank auch für deine Tipps für den Latrabjarg – so wie man an deinen Bildern sieht hattet ihr selbst noch eine gute Zeit am Jökulsarlon? 🙂
Das mit der Fototour machen wir auf jeden Fall! Kennst du den Federsee? Da würde ich gerne im Herbst mal wieder hin, um die Bartmeisen zu fotografieren. Vielleicht ist das ja was?
Mach weiter so und fotografisch sieht das für mich so aus, als wärest du auf dem allerbesten Weg.
Liebe Grüße an dich und Carmen,
Ciao Stefan
Hi Stefan,
ja, manchmal ist es schon komisch, wie sich die Wege kreuzen. Jökulsarlon war wie immer klasse und wir waren auch recht spät dran, sodass sich die Touristen in Grenzen hielten. Nur die Seeschwalben fanden unsere Anwesenheit eher nicht so toll. Die haben ganz schön gemeckert :D.
Klar kenn ich den Federsee. Ein guter Freund von mir hat damals sein FSJ dort gemacht und ich war erst im April das letzte Mal dort. Das hört sich doch nach nem Plan an! Da wäre ich auf jeden Fall dabei.
Viele Grüße
Fabi