Nach Wochen der Planung, Vorbereitung, Testerei und Packerei gings endlich los. Basti und ich flogen von Stuttgart aus direkt nach Reykjavik. Auch das hat sich seit unserem ersten Besuch geändert. Damals mussten wir noch von Frankfurt aus fliegen, heute steuern mehrere Airlines auch direkt von Stuttgart aus die Insel im Nordmeer an.
Die Reise war so geplant, dass wir zuerst mit dem Trekkingrucksack den Laugavegur laufen und dann in der zweiten Woche mit einem kleinen Mietwagen nochmals die Südküste entlang fahren wollten, um zu fotografieren und die Eindrücke aus dem ersten Urlaub zu vertiefen.
Für die zweite Woche hatten wir dafür ein paar Wechselklamotten mehr eingepackt und auch noch zusätzliches Fotoequipment (Teleobjektiv, Filter und das große Stativ), das ich nicht zwingend eine Woche mit mir rumschleppen wollte. Das Alles ließen wir beim Autovermieter einschließen um es in der zweiten Woche zusammen mit dem Auto abzuholen. Echt geschickt. Natürlich ließ sich die Mietwagenfirma das Ganze bezahlen, aber der Betrag hielt sich in Grenzen und das war allemal besser als das Gepäck mitzuschleppen oder irgendwo anders zu bunkern. Falls du etwas ähnliches planst, dann empfehle ich dir, die entsprechende Mietwagenfirma einfach im Voraus zu kontaktieren und die Möglichkeiten zu erfragen. Normalerweise sind alle sehr freundlich und kooperativ.
Wir kamen jedenfalls recht spät in Keflavik an. Der Flieger landete um Mitternacht und bis man sein Gepäck zusammen hat und draußen vor dem recht schnuckeligen Flughafengebäude steht, vergehen auch noch ein paar Minuten. Jetzt noch mit dem Bus bis Reykjavik zu fahren und auf dem Campingplatz einzuchecken, darauf hatten wir keine Lust. Deshalb hatten wir schon zuhause beschlossen, uns irgendwo hinter dem Flughafengelände eine Wiese zu suchen und gleich die erste Nacht „wild“ im Zelt zu verbringen. Also raus aus dem Flughafen, Stirnlampe auf und in Richtung Dunkelheit gestapft.. Aber ganz so dunkel wurde es dann doch nicht. Im Schein einer Straßenlaterne fanden wir am Ende einer Sackgasse ein Stück super gepflegtes, golfrasenverdächtiges Stück Rollrasen. Rasen in Island zu finden ist nicht so einfach, und so ein schickes Stück Grün erst recht nicht, also Rucksäcke runter und Anfangen das Zelt aufzubauen. Dass wir mit unserer Entscheidung, direkt die erste Nacht unter freiem Himmel zu verbringen, goldrichtig lagen, zeigte sich schon beim Aufbauen. Die Nacht war sternenklar und trotz dem Licht der Straßenlaterne meinte Basti zu mir: „Du, sag mal, die Wolken bewegen sich aber irgendwie komisch, ich glaub das sind Polarlichter!“ Und tatsächlich: Island begrüßte uns in der ersten Nacht mit dem grünen Flimmern des Aurora Borealis, dem Polarlicht. Was für ein Glück und was für ein Beginn!
Am nächsten Morgen stellten wir fest, dass wir nicht die Einzigen waren, die das Stückchen Golfplatzwiese gefunden hatten. Über Nacht hatten wir Gesellschaft von weiteren zwei Zelten bekommen. Nach dem Zusammenpacken lieferten wir die Klamotten/Fotokiste bei der Mietwagenfirma ab und bestiegen am Busbahnhof direkt am Flugplatz den Bus in Richtung Reykjavik. Die Busse verkehren regelmäßig alle 30 bis 60 Minuten und kosten ab 2100 ISK mit der Grayline (wenn man direkt Hin- und Rückfahrt bucht kostet es zusammen 3800 ISK), oder ca. 2200 ISK mit dem Flybus. Preise sind Stand 05/2016 und beziehen sich auf die Strecke Airport bis BSI Bus Terminal. Sie klappern alle möglichen Stationen in Reykjavik ab und halten unter Anderem auch am BSI Buszentrum, unserem nächsten Ziel. Das BSI Buszentrum, etwas außerhalb des Stadtzentrums in der Nähe des nationalen Flughafens und des recht neu gebauten Perlan, ist Ausgangspunkt für Busreisen in alle Himmelsrichtungen. Die Wartehalle hat etwas terminalmäßiges, es herrscht reger Verkehr und man trifft auf viele Gleichgesinnte mit Rucksack, Trekkingstiefel und Abenteur im Blick. Nach Burger mit Pommes aus dem ansässigen Schnellrestaurant kauften wir Tickets für den Bus nach Landmannalaugar, dem Ausgangspunkt des Laugavegurs, und gaben unsere Fresspakete auf, die wir hoffentlich in Alftavatn und Porsmork wieder finden würden. (Dass das nur zu 50% geklappt hat, habe ich ja schon im letzten Beitrag geschrieben).
Die Busfahrt nach Landmannalaugar ist wirklich angenehm. Jedenfalls, solange man noch auf der asphaltierten Ringstraße unterwegs ist. Um die Zeit zu verkürzen, werden immer wieder über Tonband Informationen zu der Gegend eingespielt… oft mit dem typischen isländischen Humor gespickt, der einen zum Schmunzeln bring.
„When we travel trough this beautiful landscape, you might see a lot of horses and you might think that they are just standing around. And well, yes, thats what they do. Most of the time, they are just standing around.“
Unterhalten durch solch informative Tonbandansagen fuhren wir der Ringstraße nach Südosten folgend bis nach Selfoss um dann nach einer Pinkelpause auf die Straße 30 nach Norden ins Hochland abzubiegen. Ein alter Mercedesbus aus den 80ern scheint auf den ersten Blick nicht unbedingt das bevorzugte Transportmittel für ruppige Schotterpisten mit Schlaglöchern und Flussdurchquerungen. Das Geheimnis liegt aber einfach in der Souveränität des Fahrers und der Geschwindigkeit. Ab einem gewissen Tempo haben die Stoßdämpfer keine Zeit mehr, komplett ein und wieder auszufedern, sodass sich die Schläge zu einem schon fast angenehmen, massageähnlichen Vibrieren reduzieren. Entgegenkommende Jeeps mit Touristen am Steuer sprangen hektisch zu Seite, sodass wir auch nur selten abbremsen mussten. Unter den Reisenden herrschte gute Stimmung, jeder freute sich auf Landmannalaugar und die kommenden Tage. So verlief die Fahrt kurzweilig und flott und schon bald kamen wir an den Heißen Quellen der Landmänner – was Landmannalaugar übersetzt heißt – an. Ich war zurück! Zurück an einem Ort, an dem ich bisher erst einmal war, der sich aber irgendwie wie ein Stück Heimat fernab von Zuhause anfühlt. Die heißen Quellen, die Abenteuerstimmung, das Wollgras um den See, die bunten Berge, die von Rot über Gelb bis Grün und Blau alle möglichen Farben beinhalten, das Lavafeld Laugahraun, das direkt hinter dem Zeltplatz ansteigt. Ein magischer Ort. Und Ausgangspunkt unseres Abenteuers Laugavegur.
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